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Arbeitspädagogen: Kreative Lösungsansätze statt Routine

Wir haben den angehenden Arbeitspädagogen Georg-Maximilian Hartmann während seines externen Praktikums besucht.

Georg-Maximilian Hartmann (29) absolviert derzeit ein Praktikum in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der Pfennigparade in Unterschleißheim. In der dortigen Handbuchbinderei werden u. a. Bibliothekseinbände angefertigt, Zeit-/Schriftensammlungen gebunden, Einzelstücke hergestellt und ein Buchreparatur-Service angeboten. Acht der insgesamt zwölf dort tätigen Mitarbeiter haben unterschiedliche körperliche Behinderungsarten und bedürfen Unterstützung. „Meine Aufgabe besteht darin, die Klienten bestmöglich zu fördern“, erklärt Hartmann. „Es geht darum, die Aufgabenbereiche der Teilnehmer so zu gestalten, dass sie mit ihrer jeweiligen Behinderung größtmögliche Autonomie und Selbstständigkeit im beruflichen Alltag erreichen. Wir versuchen, den Teilnehmern mehr Fähigkeiten zu vermitteln, sodass sie letztlich wieder selbstständig und fit genug für den ersten Arbeitsmarkt sind. Das ist das Ziel der Tätigkeit einer WfbM.“

Das siebenwöchige Praktikum ist bereits das dritte Praktikum, das Hartmann in einer WfbM ableistet. Er ist angehender Arbeitspädagoge: Seit Juni 2017 schult er im Berufsförderungswerk (BFW) München zum Gruppenleiter in Behindertenwerkstätten um. Der gelernte Verpackungsmittelmechaniker war zuletzt in einer Druckerei tätig. Dort erlitt er 2015 einen Arbeitsunfall, bei dem sein Mittelhandknochen und einige Bänder schwer verletzt wurden. Nach einer medizinischen Reha, vielen Physiotherapiestunden sowie etlichen Untersuchungsterminen bei Spezialisten wurde ihm zur Umschulung geraten. „Die Bewegungseinschränkung meiner rechten Hand wird wohl mein Leben lang bleiben“, sagt er. „Und in meinem alten Beruf wäre mein Handgelenk vermutlich spätestens nach fünf Jahren komplett versteift.“

Die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) ließ Hartmanns Eignung für den Beruf des Arbeitspädagogen in einer Berufsfindung und Arbeitserprobung abklären. Diese absolvierte er in der Augsburger Geschäftsstelle des BFW München und begann direkt im Anschluss daran mit der 18-monatigen Umschulung im Kirchseeoner Haupthaus. Besonders spannend findet er die Fächer Pädagogik, Psychologie und Medizin.

Für nach der Umschulung habe er nur einen Wunsch: „Nicht arbeitslos werden.“ Aber eigentlich mache er sich kaum Sorgen, denn in der Stadt München sei der Stellenmarkt für Arbeitspädagogen „grandios“. Die Übernahme in eine Festanstellung in der Buchbinderei wäre für den Münchener das Ultimo. „Ich werde auf jeden Fall eine Bewerbung hierlassen“, sagt er zuversichtlich.

In der Arbeitsanleitung von Menschen hatte Hartmann bereits erste Erfahrung gesammelt, als er in seiner alten Stelle neue Mitarbeiter und Auszubildende eingearbeitet hatte. Dass er nun mit Menschen mit Behinderung arbeitet – in seiner aktuellen Gruppe z. B. gibt es u. a. Autisten, Epileptiker, Gehörlose und Spastiker – mache für ihn keinen Unterschied. „Sie alle sind vollausgebildete Charaktere, die ein unglaublich großes Leistungsbedürfnis haben. Das ist wahnsinnig interessant“, erzählt er. Die einzelnen Aufgaben in der Buchbinderei erscheinen zwar vielleicht einfach, doch die Forderung und Förderung jedes Mitarbeiters folge keinem allgemeingültigen Plan. „Ich suche immer aufs Neue nach kreativen Lösungsansätzen für meine Teilnehmer. Die Routine in meinem Arbeitsalltag ist daher relativ gering.“  Hartmann ist glücklich über seine Entscheidung für das Berufsbild des Arbeitspädagogen: „Ich freue mich auf den beruflichen Neuanfang und auf die täglich neuen Herausforderungen und Reize.“

Sie haben Interesse an einer Ausbildung zum/r Arbeitspädagogen/in?
Dann kommen Sie zu einem Info-Tag im Berufsförderungswerk München - nähere Informationen erhalten Sie hier (klicken).